Hallo.
Unsere Tochter, 10 Jahre, macht uns Sorgen. Schon ihr ganzes Leben hat sie Phasen, in denen sie beinahe depressiv wirkt. Sie braucht und fordert immer Routinen. Dieselben Worte beim Zubettgehen, denselben Ablauf beim Nachhausekommen und dieselben Unternehmungen. Stehen ihre Schulfreunde vor der Tür, die sie sonst nur in der Schule sieht und die sie mag, sagt sie, dass sie nicht mit ihnen spielen mag. Weil sie nicht weiss, was auf sie zukommt.
In den letzten Wochen hat sich ihr Bruder den Arm gebrochen. Seitdem denkt sie, dass sie krank ist. An dem einen Tag meint sie, sie hat Krebs, am nächsten Tag einen Bandwurm usw.
Sie kann abends nicht schlafen, hat aber Augenringe. Wenn wir mit ihr reden, entschuldigt sie sich für alles ("Jetzt habe ich dir wieder den abend versaut"). Sie ist so unsicher und zweifelnd, an allem permanent. Mittlerweile bin ich an meiner Grenze. Ihre ständige Traurigkeit, Unsicherheit und Gestresstheit nervt mich so sehr. Ihr fehlt im Moment die Leichtigkeit und Freude. Obwohl sie einen Freundeskreis hat, Hobbies und eine gute Familie.
Wie kann ich ihr nur besser helfen? Wenn ich mit ihr rede, habe ich das Gefühl sie steigert sich umso mehr in ihre Bedenken hinein. Was für Methoden gibt es um ihre Ängste zu nehmen?
Viele Grüße und Danke im voraus!
Hallo,
wenn die Phasen recht lange dauern und Ihre Tochter auch darunter leidet, dann wäre das schon ein Grund.
Auf jeden Fall hat sie ja auch Ressourcen, wie gute Freunde, Gruppen in denen sie sich wohlfühlt. Unsicherheiten können verschwinden, wenn sie zunehmend ihre Stärken erkennt und auch nutzt.
Was macht ihr denn in der Schule so großen Stress? Sind es nur die schwierigen Mitschüler, oder ist es auch Leistungsstress?
Wie genau das in der Pubertät wird, kann niemand vorhersagen. Wichtig ist es, dass sie selbstsicherer wird.
Sie können darüber mit dem Kinderarzt reden, genau. Der schreibt eine Überweisung. Was sind das für Kopfschmerzen? Kommen die von Anstrengungen?
bke-Claudia Rohde
Hallo Claudia, vielen Dank für die schnelle Antwort!
Ja, wir hatten schon an professionelle Hilfe gedacht. Das sind bei ihr Phasen - ich würde sagen, 1 bis 2 Stück pro Jahr. Bisher haben wir sie mit viel Aktivitäten und Gesprächen immer raus begleiten können. Ich habe das Gefühl, dass auch immer im Winter ist. Wenn die Freibadzeit beginnt, wird sie zu einer lustigen, wilden Dame. Aber diese Phasen werden immer länger und es fällt uns diesmal noch schwerer sie daraus zu holen.
Ja, Routinen und Sicherheiten helfen ihr so sehr! Danke, dass Sie das noch mal bestätigt haben.
Ja, sie hat viele Freunde. Besonders in Gruppen fühlt sie sich sehr wohl und kann sehr gut vermitteln und sich einfügen. Bei dominanten, schwierigen Charakteren wird sie aber sehr unsicher, die Schultern hängen und sie wird zur Maus. In der Kernzeitbetreuung und in der Freizeit ist sie super integriert und lustig und fühlt sich wohl. Die Schulklasse ist eher schwierig, mit dominanten und aggressiven Kindern. Dort habe ich (von aussen betrachtet) das Gefühl, dass sie sehr unsicher ist und abends sagt sie auch 'der Stress in der Schule'.
Was sind für Sie Indikatoren, dass ich Hilfe in Anspruch nehmen sollte? Wie lang dürfen solche Phasen gehen?
Wird das in der Pubertät eventuell schlimmer?
Mache ich das dann über den Kinderarzt?
Sie kämpft schon eh und je mit Kopfschmerzen. Das kommt für sie noch stark dazu.
Viele liebe Grüße und danke für Ihre Meinung!
Guten Morgen und herzlich Willkommen hier im nagelneuen Elternforum,
ich bin bke-Claudia Rohde, eine der Moderator*innen hier.
Sie machen sich verständlicherweise große Sorgen um Ihre Tochter, sie ist erst 10 Jahre und wirkt auf sie schon lange traurig und depressiv.
Es gibt Kinder, die möglichst viel Sicherheit benötigen und die bekommen sie über klare Strukturen, Kontrolle, Routinen und möglichst wenige Veränderungen.
Jetzt kommt noch eine Ängstlichkeit gegenüber Krankheiten hinzu.
Auf der anderen Seite schreiben sie von einem großen Freundeskreis, wie läuft es da, welche Rolle hat sie dort und wie geht es in der Schule?
Gibt es Ausnahmen, Tage, wo sie anders drauf ist?
Haben Sie schon an professionelle Hilfe im Sinne einer Psychotherapie gedacht?
Das waren meine ersten Ideen, aber vielleicht kommen ja noch andere dazu.
bke-Claudia Rohde